Sonntag, 11. Januar 2015

Lügenpresse - ja oder nein?

Immer mehr stehen unsere Medien im Mittelpunkt der Kritik. Von aufgebrachten Bürgern werden sie sogar als Lügenpresse hingestellt. Was ist dran an diesem Vorwurf?

Leider viel zu oft werden nicht verifizierte Informationen als Nachrichten herausgebracht, die sich anschließend aber als falsch herausstellen. Arbeiten Journalisten etwa zu schlampig? Ist daran der Zeit-  oder Quotendruck Schuld? Müssen es unbedingt sensationelle Schlagzeilen sein, die sich besser verkaufen? Oder passen diese Informationen, ob richtig oder falsch, gut ins eigene Format bzw. Konzept der Sendung oder des Artikels?

Oft wird kritisiert, dass die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten zu einseitig und unausgewogen berichten. Manches Filmmaterial in den aktuellen TV-Beiträgen stellt sich dann auch noch als älteres Archivmaterial oder als Fälschung heraus, welches ohne Überprüfung einfach im Beitrag verwendet wurde. Diese Vorgehensweise ist unprofessionell und journalistisch unsauber. Die groben, möglicherweise auch vorsätzlichen Fehler verärgern die Zuschauer nicht zu Unrecht.

Wie sieht es grundsätzlich mit der neutralen Berichterstattung aus? Gibt sie es denn überhaupt?
Im Normalfall steckt ein Redakteur hinter einem Fernsehbeitrag. Das Thema kommt per Eilticker bzw. Pressemitteilung in die Redaktion oder wird von ihm vorrecherchiert, dann schreibt er ein Konzept und sucht nach möglichen Protagonisten. Nach der Drehplanung und Kalkulation der Produktionsabteilung fährt der Redakteur mit seinem Kamerateam zum Drehort und dann finden die Dreharbeiten statt. Der Redakteur gewinnt so viele persönliche Eindrücke vor Ort und lernt seine Interviewpartner näher kennen. Entweder sind sich beide sympathisch oder eben unsympathisch. Diese Impressionen und Erfahrungen verarbeitet er anschließend in seinem Beitrag, der nach den Dreharbeiten geschnitten und vertont wird. So weit so gut.

Problematisch wird es dann aber, wenn es sich um eine politische Berichterstattung handelt. Denn, wenn persönliche Eindrücke und möglicherweise noch die eigene politische Haltung des Redakteurs in den Beitrag einfließen, ist die Neutralität nicht mehr gegeben. Angesicht dieser Tatsache ist es äußerst schwierig für den Medienempfänger zu erkennen, ob die tatsächlichen Geschehnisse oder eben nur die eigene subjektive Darstellung der Wirklichkeit vom Redakteur inhaltlich transportiert werden. Unabhängig von der inhaltlichen Aussage des Off-Textes spielen außerdem auch wirkungsästhetische Gesichtspunkte eine sehr große Rolle, um den Zuschauer zu beeinflussen. Je nachdem, wie ein Protagonist und eine Szenerie mit der Kamera aufgenommen und anschließend im Schnitt montiert wurde, wird die Haltung des Zuschauers manipuliert oder zumindest im Unterbewusstsein gelenkt. Schnell wird beispielsweise ein unsympathischer Protagonist unvorteilhaft in Szene gesetzt. Die negative Darstellung überträgt sich auf die Wirkung beim Zuschauer.

Zusammengenommen ist es im Prinzip für den Konsumenten unmöglich, sämtliche subjektive Aspekte herauszufiltern, um einen neutralen Bericht zu erhalten. Daraus folgt für mich, dass viele TV-Beiträge, die immerhin ein Millionenpublikum erreichen und deshalb meinungsbildend sind, auch als persönlicher Bericht bzw. Kommentar gekennzeichnet sein müssten.