Leider viel zu oft werden nicht verifizierte
Informationen als Nachrichten herausgebracht, die sich anschließend aber als
falsch herausstellen. Arbeiten Journalisten etwa zu schlampig? Ist daran der Zeit- oder Quotendruck Schuld? Müssen es unbedingt
sensationelle Schlagzeilen sein, die sich besser verkaufen? Oder passen diese
Informationen, ob richtig oder falsch, gut ins eigene Format bzw. Konzept der
Sendung oder des Artikels?
Oft wird kritisiert, dass die öffentlich-rechtlichen
Sendeanstalten zu einseitig und unausgewogen berichten. Manches Filmmaterial in den aktuellen TV-Beiträgen stellt sich
dann auch noch als älteres Archivmaterial oder als Fälschung heraus, welches ohne Überprüfung einfach im
Beitrag verwendet wurde. Diese Vorgehensweise ist unprofessionell und
journalistisch unsauber. Die groben, möglicherweise auch vorsätzlichen Fehler
verärgern die Zuschauer nicht zu Unrecht.
Wie sieht es grundsätzlich mit der neutralen
Berichterstattung aus? Gibt sie es denn überhaupt?
Im Normalfall steckt ein Redakteur hinter einem
Fernsehbeitrag. Das Thema kommt per Eilticker bzw. Pressemitteilung in die
Redaktion oder wird von ihm vorrecherchiert, dann schreibt er ein Konzept und
sucht nach möglichen Protagonisten. Nach der Drehplanung und Kalkulation der
Produktionsabteilung fährt der Redakteur mit seinem Kamerateam zum Drehort und
dann finden die Dreharbeiten statt. Der Redakteur gewinnt so viele persönliche
Eindrücke vor Ort und lernt seine Interviewpartner näher kennen. Entweder sind
sich beide sympathisch oder eben unsympathisch. Diese Impressionen und
Erfahrungen verarbeitet er anschließend in seinem Beitrag, der nach den
Dreharbeiten geschnitten und vertont wird. So weit so gut.
Problematisch wird es dann aber, wenn es sich um eine
politische Berichterstattung handelt. Denn, wenn persönliche Eindrücke und
möglicherweise noch die eigene politische Haltung des Redakteurs in den Beitrag einfließen, ist die Neutralität nicht mehr gegeben. Angesicht dieser
Tatsache ist es äußerst schwierig für den Medienempfänger zu erkennen, ob die
tatsächlichen Geschehnisse oder eben nur die eigene subjektive Darstellung der
Wirklichkeit vom Redakteur inhaltlich transportiert werden. Unabhängig von der
inhaltlichen Aussage des Off-Textes spielen außerdem auch wirkungsästhetische
Gesichtspunkte eine sehr große Rolle, um den Zuschauer zu beeinflussen. Je
nachdem, wie ein Protagonist und eine Szenerie mit der Kamera aufgenommen und
anschließend im Schnitt montiert wurde, wird die Haltung des Zuschauers manipuliert
oder zumindest im Unterbewusstsein gelenkt. Schnell wird beispielsweise ein
unsympathischer Protagonist unvorteilhaft in Szene gesetzt. Die negative
Darstellung überträgt sich auf die Wirkung beim Zuschauer.
Zusammengenommen ist es im Prinzip für den Konsumenten unmöglich,
sämtliche subjektive Aspekte herauszufiltern, um einen neutralen Bericht zu
erhalten. Daraus folgt für mich, dass viele TV-Beiträge, die immerhin ein
Millionenpublikum erreichen und deshalb meinungsbildend sind, auch als
persönlicher Bericht bzw. Kommentar gekennzeichnet sein müssten.